Schlaflos

Fiction

Es war nach Mitternacht, als er aufwachte. Ein diffuses Licht lag in dem Zimmer und es war, als sähe ihn jemand an. Durch die Vorhänge schien blasses Licht. War etwa Vollmond? Wusste er das überhaupt? Woher kam dann das Licht?
Hinter den Vorhänge war Zwielicht, ein kaltes Zwielicht, so als würde ein eisgekühlter Mond satten Schnee bescheinen, aber konnte doch nicht geschneit haben? Oder doch? Aber es war doch nicht Winter? Auf dem Bett lag eine Wolldecke. Es musste jedenfalls kalt gewesen sein.

Das Zimmer hatte eine mit Brettern verkleidete Decke und an der Wand stand ein Holzschrank. Auf Stühlen lag Wäsche. Der Mann starrte an die Decke, die von diffusen Licht erleuchtet war. Er, der gerade aufgewacht war, wusste nicht, was war. Es war als hätte er alle Erinnerungen und sich verloren, aber sein Kopf fühlte sich leicht benommen und leer an. Er lebte, das war klar, aber alles andere war verschwunden. Er fasste seine Rippen an, es war der spärlich behaarte Oberkörper eines nicht allzu kräftigen Mannes. Alles schien neu zu sein, wie Watte. Nichts in ihm bereitete bei Bewegungen Schwierigkeiten. Er setzte sich auf, er spürte die Dielen unter den Füssen. Auch wenn der Mann sich nicht vorstellen mochte, auf Dauer nicht zu wissen, wer er war und wo er war, war es nicht unangenehm. Alles schien dahin zu schweben als wäre es nicht wirklich, aber gleichzeitig schien eine Last abgefallen zu sein. Es war, als wäre er nackt in seinem Kopf.

Was für ein eigenartiger Zustand. Vorsichtig zog der Mann die Vorhänge beiseite. Hinter einem Auto, das vor dem Fenster geparkt war, war Licht. War es sein Auto? Wessen Auto war es? Aber, woher kam das Licht? Es war ein kaltes Leuchten, das fast anderthalb Meter über dem Boden zu schweben schien. Was sollte er tun? Irgendwie fühlte sich alles leicht an. Lichter blinkten am Himmel, ohne dass der Mann wusste, warum. Irgendetwas stand da am Himmel und leuchtete pulsierend. Es sah fremd aus. Was war es? Warum wusste er nichts mehr? Konnte er sich deswegen an nichts mehr erinnern? War es etwa ein UFO? Warum sollte ihm das widerfahren sein? Was wollten die Fremden von ihm?

Der Mann sah sich um, zwei Taschen standen im Zimmer, das ihm unbekannt war. Das Bett war ein Doppelbett, die andere Betthälfte war leer und das Bettzeug zerwühlt. Da musste jemand geschlafen haben, aber wer? Das Bett war noch ein wenig warm, aber leer. Wer konnte das gewesen sein? Eine Frau? Oder ein Mann? Oder war es nur ein Reisebegleiter? Oder jemand vertrautes? Aber wer war die fehlende Person? War sie auf die Toilette gegangen? War sie fort? Wer war sie? Und wenn sie zurückkam, was sollte er tun? Sollte er sich nicht wieder schlafend stellen? Irgendwann würde es zu bemerken sein, dass er nicht wusste, wie nahe sie sich gewesen waren. Was war, wenn er sich an seinen Sohn klammern würde, weil er ihn für einen Partner hielt?

Schritte waren zu hören. Rasch legte sich der Mann wieder ins Bett. Ein kleiner, schlanker Mann mit einer Afrofrisur machte die Tür auf und legte sich neben ihn ins Bett. Er rückte näher heran und umklammerte ihn. Offenbar fühlte er sich vertraut. Seine Hand war sanft. Es war seltsam. Es gab keine Erinnerung an ihn. Überhaupt keine. Zumindest in diesem Moment. Nichts war da außer der Gewißheit, zu atmen und da zu sein. Es gab überhaupt keine Erinnerung. An nichts. Nur die Wärme dessen, der sich an ihn klammerte, war da.

»Ich kann nicht schlafen«, sagte der andere, »und Du?«

Das Bild wurde mit der AI perplexity.pro und klassischer Bildbearbeitung erstellt.