Sagrada Familia, Barcelona
Kraftwerk Klingenberg, Berlin
Kraftwerk Klingenberg, Berlin
Sagrada Familia, Barcelon
Inmitten des riesigen Chores der Sagrada Familia in Barcelona hängt unter einer Art Lampenschirm ein gekeuzigter Christus, die Beine angewinkelt, als Symbol des Menschen, der von der Macht oder Menschmaschine geopfert wird, klein und winzig angesichts des riesigen Säulenwaldes, der wie ein Fiebertraum wirkt: Es ist, als habe eine Welt der Titanen, die Fritz Langs apokalyptischen Film Metropolis entsprungen sein könnte, Antoni Gaudí Pate gestanden:
In nur wenigen Epochen der langen europäischen Kunstgeschichte ist eine derartige Wucht, mit der das Einzelne, Irrationale sich gegenüber der Menschmaschine scheinbar durchzusetzen will, auszumachen. In seinem Film, die Die Passion der Jungfrau von Orléans, läßt Carl Theodor Dreyer etwa Johanna von Orléans 1928 als ungeheuer erotische Sympathieträgerin gegenüber einer korrupten, verfetteten Geistlichkeit auftreten, obwohl sie eigentlich all jene Kriterien erfüllt, die heute sie als Fundamentalistin klassifizieren würde, nämlich ihre im Prozeß geäußerte Ansicht, mit Sicherheit in den Himmel zu kommen.
Dementsprechend scheinen manche Bauten dieser Ära zwischen Mystizismus und Überwältigung durch titanische Macht zu pendeln, es ist, als würde ein Wind durch die europäische Kultur fegen wollen, der die Harmonie des Jugendstils forttreiben möchte. Artaud, der in der Die Passion der Jungfrau von Orléans eine Nebenrolle spielt, wurde später wahnsinnig — Grenzen, die die neu entstehenden Stummfilme wie Nosferatu und Das Cabinet des Dr. Caligari ebenfalls ausgelotet haben. Gaudí, dessen Sagrada Familia sich immer weiter vom Modernisme zum Expressionismus zu bewegen scheint, war ebenso zuletzt ein Ausgesonderter, denn er wurde, als er unter eine Straßenbahn geraten und bewußtlos war, wegen seiner schäbigen Kleidung für einen Bettler gehalten und in ein Armenhospital gebracht, wo ihn nach drei Tagen Freunde fanden, nur damit Gaudí am selben Tage in einem Privatzimmer verstarb.