Rationale Strukturen alten Stils

Denken / Fotografie / Kunst

Das Eigenartige an rechtwinklig, funktionalen Formen ästhetischer Ordnung ist, dass manchmal ihre Struktur offenkundig gestrig erscheint. Gerade, rechter Winkel, Quadrat, das sind klare, wenige Formen. Zwar war seit der Antike mit der Fibonacci-Folge die Kurve eines Schneckenhauses darstellbar, aber erst mit der Mandelbrotmenge ist scheinbares Chaos rational berechenbar geworden. Jetzt haftet dem Design solcher schuhschachtelgleichen Strukturen etwas Archaisches an. Die Fragestellung der Romantik, die Schönheit jenseits damalig fast immer rechtwinklig rationaler Strukturen gesucht hatte, ist obsolet angesichts der heutigen Möglichkeit, in nahezu allen Formen rationale Strukturen zu entdecken. Hier sind Ursache und Wirkung sauber aufgelistet, die Strukturen habe klare Aufgaben, Zwecke und Formen. Es sind die geistigen Strukturen der Ingenieure des letzte Jahrhunderts, es ist die Bestandsaufnahme eines Denkens, das in Ordnungen, Separation und Reduktion gedacht hatte. In vollendeter Ausführung gelangen diesem Denken durchaus schöne, wenn auch beklemmende Objekte.